Ein Grundwasserbrunnen im eigenen Garten spart im Sommer viel Geld: Sie können Ihre Pflanzen einfach mit Ihrem Brunnenwasser gießen. Solange das Wasser wieder versickert, müssen Sie dafür weder Wasser- noch Abwasserkosten bezahlen. Doch kann man einen Brunnen selber bohren? Was gilt es beim Brunnenbau im Garten zu beachten? Welche Brunnenarten gibt es überhaupt? Und brauche ich eine Genehmigung für meinen Gartenbrunnen?
Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Artikel. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Schritt für Schritt einen Rammbrunnen selber bauen können.
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1. Verschiedene Arten von Brunnen
Brunnen ist nicht gleich Brunnen, die Bauformen unterscheiden sich deutlich:
1.1. Schachtbrunnen – wie zu Urgroßmutters Zeiten
Beim Wort Brunnen denken Sie vermutlich erst einmal an einen Schachtbrunnen: ein großer gemauerter Schacht, der in die Erde reicht und oberirdisch mit einer runden Mauer abschließt. Unten in der Brunnensohle ist eine Kiesschicht, oben drüber ein Dach, um Verschmutzungen vorzubeugen.
Vielleicht sehen Sie vor Ihrem inneren Auge sogar den Eimer, den man an einem Seil hinablassen kann, um das Wasser zu schöpfen. So waren über Jahrhunderte hinweg die Brunnen in Dörfern und Burgen gebaut.
Heute verwendet man für Schachtbrunnen keine Mauerwände mehr, sondern Betonringe. Und natürlich wird das Wasser auch nicht mehr mit einem Eimer hochgeholt, sondern mit einer Pumpe. Außerdem sind Schachtbrunnen in den meisten Fällen komplett abgedeckt, um Verschmutzungen zu reduzieren.
Allerdings sind Schachtbrunnen in den meisten Fällen nicht die beste Wahl und kommen auf Privatgrundstücken nur noch äußerst selten zum Einsatz.
Das sind die Nachteile:
- Schachtbrunnen sind sehr aufwendig zu bauen und damit sehr teuer.
- Der Durchsatz ist gering, da nach der Entnahme von Wasser die Brunnensohle erst langsam wieder volllaufen muss.
- Durch die große Brunnenöffnung kommt es leicht zu Verschmutzungen. Außerdem steht das Wasser oft lange im Brunnen. Deshalb ist es hygienisch eher bedenklich.
Schachtbrunnen werden deshalb nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt. Besser geeignet sind zwei andere Methoden:
1.2. Rammbrunnen – die Variante für Hobbyhandwerker
Bei einem Rammbrunnen (auch Schlagbrunnen genannt) wird ein schmales Rohr in den Boden getrieben, bis es auf die Grundwasser führende Schicht stößt. Der untere Teil des Brunnenrohres ist mit Löchern und einem Filter versehen. Mithilfe einer Schwengelpumpe an der Oberfläche kann das Wasser dann nach oben gepumpt werden.
Rammbrunnen haben eine ganze Reihe von Vorteilen:
- Sie können einen Rammbrunnen ohne den Einsatz von Profis selbst anlegen. (Wenn Sie nicht selbst Hand anlegen wollen, können Sie natürlich trotzdem eine Fachfirma beauftragen.)
- Dadurch und durch die eher geringen Materialkosten ist diese Brunnenform besonders günstig.
Allerdings sollten Sie auch die Nachteile beachten:
- Rammbrunnen sind nicht allzu langlebig, da sich die Öffnungen im Rammfilter zusetzen können. Wenn dies der Fall ist, versiegt der Brunnen und Sie müssen an anderer Stelle einen neuen anlegen.
- Die Lebensdauer reduziert sich noch weiter, wenn Sie ein Hauswasserwerk oder eine Gartenpumpe einsetzen. Sie müssen deshalb eine Schwengelpumpe verwenden, was die Nutzung des Brunnens natürlich weniger komfortabel macht.
- Bei dieser Brunnenform darf das Grundwasser nicht tiefer als sieben bis acht Meter unter der Oberfläche liegen. Das ist nicht überall der Fall, deshalb kommt ein Rammbrunnen nicht in jedem Garten infrage.
- Die Fördermenge ist auch hier nicht allzu hoch.
1.3. Bohrbrunnen – die langlebigste Variante
Bei einem Bohrbrunnen wird ein Schacht in den Boden gebohrt, in den dann ein Brunnenrohr eingebracht wird. Am unteren Rand hat dieses Kunststoffrohr Schlitze, damit Wasser eindringen kann. Zwischen Rohr und Schachtwand füllt man Kiesel, die eine Filterfunktion haben.
Schließlich lässt man eine spezielle Tauchdruckpumpe in den Brunnen hinunter. Diese verbleibt unterhalb des Wasserspiegels und fördert das Wasser auch aus größerer Tiefe nach oben.
Ein Bohrbrunnen hat viele Vorteile:
- Er kann auch dann angelegt werden, wenn das Grundwasser tief im Boden liegt. Bis zu einer Tiefe von etwa 20 Metern kann sich das Anlegen in Privatgrundstücken lohnen.
- Die Wassermenge, die Sie fördern können, ist mit dieser Brunnenform am größten, und zwar mit großem Abstand. Sie können außerdem problemlos einen Gartenschlauch anschließen und damit auch größere Gartenflächen gießen.
- Bohrbrunnen sind sehr langlebig und halten oft mehrere Jahrzehnte, bevor sie versiegen.
Allerdings gibt es auch beim Bohrbrunnen einige Nachteile:
- Der Bau ist eher aufwendig und sollte deshalb von einer Fachfirma durchgeführt werden, um eine ausreichende Wassermenge und Langlebigkeit zu erreichen.
- Die Kosten liegen deshalb natürlich auch deutlich höher als bei einem Rammbrunnen.
2. Wie teuer ist der Bau eines Brunnens?
Die Kosten für einen Brunnen im eigenen Garten können sehr unterschiedlich ausfallen, weil sie von vielen verschiedenen Faktoren abhängen:
- Welche Brunnenart wählen Sie?
- Welche Form der Pumpe soll eingesetzt werden?
- Wie tief liegt der Grundwasserspiegel?
- Wie ist der Boden beschaffen? (Durch lockeren, sandigen Boden kommt man mit dem Bohrer oder der Ramme natürlich sehr viel leichter hindurch als durch lehmigen oder steinigen Boden.)
- Übernehmen Sie einen Teil der Arbeiten oder sogar den kompletten Brunnenbau selbst?
Oder lassen Sie eine Fachfirma die Arbeiten übernehmen?
Als erste Orientierung können Sie diese Daten verwenden:
Bei einem Rammbrunnen haben Sie reine Materialkosten von etwa 20 Euro pro Meter. Dazu kommen jedoch Leihgebühren (oder Anschaffungskosten) für benötigte Werkzeuge sowie die Kosten für die Schwengelpumpe und weiteres Zubehör.
Ein Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe kostet Sie etwa 140 Euro pro Meter, wenn Sie ihn von einer Fachfirma bauen lassen. Dazu kommen 200 bis 400 Euro für die Pumpe. Alternativ können Sie bei guten Bedingungen auch ein Hauswasserwerk an den Bohrbrunnen anschließen lassen, das senkt die Kosten ein Stück weit.
Sichern Sie sich im Vorfeld ab, wer unerwartete Kosten übernimmt: Wenn Sie beim Bohren auf einen größeren Stein oder eine dicke Lehmschicht treffen, muss die Bohrung möglicherweise an anderer Stelle neu begonnen werden. Klären Sie schon vor Beginn der Arbeiten, ob Sie oder die Brunnenbaufirma für diese unkalkulierbaren Kosten verantwortlich sind.
3. Kann man einen Brunnen selbst bohren oder braucht man eine Fachfirma?
Ein Rammbrunnen lässt sich mit ein wenig handwerklichem Geschick und ausreichender körperlicher Fitness auch selbst bohren. Wie das geht, erklären wir Ihnen in diesem Artikel. Bei einem Bohrbrunnen sollten Sie dagegen lieber eine Fachfirma beauftragen, für einen Schachtbrunnen ist sie in jedem Fall nötig.
3.1. Brauche ich eine Genehmigung zum Brunnenbau?
Ob eine Anmeldung oder Genehmigung für einen Brunnen notwendig ist, ist deutschlandweit nicht einheitlich geregelt. In einigen Landkreisen ist gar keine Anmeldung nötig, in anderen brauchen Sie eine Genehmigung, wieder in anderen müssen Sie bestimmte Anforderungen erfüllen, wenn Sie einen Brunnen schlagen wollen.
Erkundigen Sie sich deshalb vor Beginn der Planung, welche Voraussetzungen in Ihrem Bundesland und Landkreis gelten. Ansprechpartner hierfür ist die Untere Wasserbehörde.
Wenn Sie vorhaben, den Brunnen auch für Trinkwasser zu benutzen, sind umfangreichere Genehmigungsverfahren notwendig. Häufig werden solche Genehmigungen gar nicht ohne Weiteres erteilt. Schneller und einfacher geht es in jedem Fall, wenn Sie mit Ihrem Gartenbrunnen nur Ihre Pflanzen gießen wollen.
4. Wie kann ich einen Rammbrunnen selber bauen?
Wenn die Voraussetzungen dafür günstig sind, können Sie einen Gartenbrunnen in Ihrem Garten selbst bauen.
Wie geben Ihnen im Folgenden für das Brunnenbohren eine kurze Übersicht.
4.1. Klären Sie die Voraussetzungen für Ihren Rammbrunnen
Ein Ramm- oder Schlagbrunnen ist nur dann möglich, wenn das Grundwasser nicht tiefer als sieben bis acht Meter unter der Oberfläche liegt. Sie sollten also im Vorfeld Erkundigungen über den Grundwasserspiegel einholen.
Ganz genaue Informationen gibt es darüber wahrscheinlich nicht, weil sich die Höhe des Grundwasserspiegels von Grundstück zu Grundstück unterscheiden kann. Gute Chancen haben Sie, wenn schon in direkter Nähe andere Grundwasserbrunnen gegraben wurden. Ansonsten kann Ihnen die Wasserbehörde erste Auskünfte geben.
Wichtig ist außerdem, dass Ihr Boden frei von Altlasten ist, damit die Wasserqualität anschließend gut ist.
Außerdem ist die Bodenqualität von Bedeutung: Optimal ist sandiger oder kieshaltiger Boden. Lehm und große Steine behindern dagegen die Arbeit und können sie sogar ganz unmöglich machen.
Besondere Anschlüsse brauchen Sie für den Rammbrunnen nicht, da Sie ihn ohnehin nur mit einer Handpumpe betreiben sollten. Beachten Sie aber unbedingt den Verlauf von Elektroleitungen und Abwasserrohren auf dem Grundstück. Wenn Sie ein Rohr anbohren, wird es schnell sehr teuer.
4.2. Diese Materialien brauchen Sie:
Um einen Rammbrunnen zu bohren, brauchen Sie:
- ein Rammbrunnen-Set (Dieses besteht aus einem Rammfilter mit Innentresse, mehreren Brunnenbaurohren, ausreichend vielen Brunnenbaumuffen, einem Schlagstück und einem Rückschlagventil)
- einen Brunnenbohrer (Diesen können Sie kaufen oder mieten.)
- Hanf und Fermit zum Abdichten der Rohre
- eine Spülmuffe
- Rohrzangen
- gegebenenfalls eine Elektroramme
Sie können sich auch das folgende Video ansehen, was den Bau gut erklärt.
4.3. Bohren Sie das Loch für Ihren Brunnen vor
Im ersten Schritt bohren Sie nun mit dem Brunnenbohrer ein Loch in den Boden, bis Sie die wasserführende Schicht erreicht haben. Das erkennen Sie daran, dass Sie feuchten Sand nach oben befördern oder das Loch wieder leicht zuschwemmt. Falls Sie vorher auf einen großen Stein stoßen, müssen Sie die Bohrung abbrechen und an einer anderen Stelle von vorne beginnen.
Um den Bohrer nicht zu beschädigen, überlasten Sie ihn nicht: Ziehen Sie ihn nach zwei bis drei Umdrehungen nach oben und entleeren ihn. Das Vorbohren gehört zu den anstrengendsten Schritten beim Brunnenbauen.
Es empfiehlt sich deshalb, mit mehreren Personen zusammenzuarbeiten und sich abzuwechseln.
4.4. Verbinden Sie die Brunnenrohre miteinander
Nach dem Bohren wissen Sie, wie tief Ihr Rammbrunnen in den Boden reichen wird. Setzen Sie nun den Rammfilter an ausreichend viele Rohre an, um diese Länge zu erreichen.
Beim Zusammensetzen ist es wichtig, dass die Rohre in den Muffen zusammenstoßen, sonst nehmen Sie beim Rammen leicht Schaden. Da dies sehr kraftraubend ist, ist gutes Werkzeug Gold wert.
Dichten Sie das Gewinde mit Hanf und Fermit (nicht mit Teflonband oder anderen Materialien!) sorgfältig ab und verschrauben Sie die Rohrstücke dann miteinander.
Wenn Sie eine große Strecke überwinden müssen, setzen Sie zunächst einen Teil des Rohres zusammen, der Rest folgt dann während des Rammvorgangs. Auf das (vorläufig) letzte Rohr schrauben Sie das Schlagstück auf. Es muss ebenfalls bis zum Anschlag festgedreht werden.
4.5. Schlagen Sie das Brunnenrohr mit dem Rammfilter in den Boden
Nun geht es an den Arbeitsschritt, von dem der Rammbrunnen seinen Namen hat. Am besten arbeiten Sie mit einer Elektroramme, das spart viel Kraft. Sie können aber auch einen Vorschlaghammer nutzen.
Wichtig ist in beiden Fällen, dass Sie den Schlagkopf gerade treffen, um das Gewinde oder die Rohre nicht zu beschädigen. Viele kleine, kontrollierte Schläge sind deshalb besser als einige feste.
Der Filterbereich Ihres Brunnen muss etwa einen Meter unterhalb der wasserführenden Schicht liegen, sondern zieht er später Luft. Zu tief sollten Sie aber auch nicht kommen, sonst besteht die Gefahr des Verstopfens. Im Idealfall dringt der Rammbrunnen etwa zwei bis drei Meter in die Grundwasserschicht ein.
4.6. Spülen Sie den Brunnen frei
Wenn Sie die erforderliche Tiefe erreicht haben, müssen Sie den Brunnen gegenspülen, um Sand und Schmutz zu beseitigen. Verwenden Sie dafür die Spülmuffe und lassen Sie fünf bis zehn Minuten lang Wasser in den Brunnen laufen. Dann sollten die Verunreinigungen beseitigt sein.
4.7. Montieren Sie nun die Schwengelpumpe
Im nächsten Schritt bauen Sie die Handpumpe an. Dazu benötigen Sie zunächst ein Fundament, damit die Schwengelpumpe nicht verrutscht und jederzeit sicher steht.
Hat alles geklappt? Das stellen Sie jetzt beim Anpumpen fest. Lassen Sie dafür zunächst das Rückschlagventil weg und pumpen Sie etwa zehn bis 15 Minuten lang Wasser mit der Schwengelpumpe. Nach dieser Zeit sollte das Brunnenwasser klar sein. Erst jetzt bauen Sie das Rückschlagventil ein und dichten es sorgfältig ab.
4.8. Füllen Sie das Bohrloch
Wenn alles gut funktioniert, füllen Sie das entstandene Loch rund um den Brunnen wieder auf.
Optional: Testen Sie Ihr Brunnenwasser
Wenn Sie sichergehen wollen, dass Ihr Wasser frei von schädlichen Mikroorganismen oder chemischen Stoffen ist, können Sie einen Wassertest durchführen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie das Wasser als Trinkwasser benutzen wollen.
Lassen Sie sich zu diesem Zweck ein Wassertestset von einem Testlabor zuschicken. Dieses geben Sie dort wieder ab und bekommen dann eine genaue Analyse Ihrer Wasserqualität.
5. So schützen Sie Ihren Brunnen im Winter
Egal welche Brunnenform Sie haben: Schützen Sie sie vor dem Frost. Leeren Sie im Herbst alle Wasserleitungen und alle Behälter, die Wasser führen. Bei Außenpumpen (zum Beispiel einer Schwengelpumpe) pflegen Sie vor dem Winter die Dichtungen besonders gründlich. Sie werden sonst über den Winter trocken und spröde und dichten womöglich im nächsten Jahr nicht mehr ausreichend ab.
Unterwasserpumpen sollten Sie nach oben holen und an einem frostfreien Platz in einem Behälter mit Wasser lagern. Ist die Pumpe eingebaut, muss sie möglicherweise mit Styropor oder einer anderen Isolierungsschicht geschützt werden. Fragen Sie zu diesem Zweck beim Hersteller oder bei der Fachfirma an, die Ihnen den Brunnen eingebaut hat.