Heute kann man nicht nur mit seinem Handy ins Internet - nein, neuerdings sogar mit seiner Kleinkläranlage. Möglich wird das durch moderne Fernwirktechnik. Sie ermöglicht eine Fernüberwachung per GSM- Modul, also per Mobilfunk. Einfach gesagt: Die Steuerung der Kleinkläranlage nutzt eine Handyeinheit, um Daten an einen beliebigen Ort zu senden bzw. von dort zu empfangen. Eine Reihe von Herstellern haben in jüngster Zeit entsprechende Module für Ihre Steuerung entwickelt oder planen dies zu tun.
Was wird durch Fernwirktechnik möglich?Das lässt sich in zwei Bereiche aufteilen:
1. Die Anlage kann Meldungen an das Wartungsunternehmen bzw. den Servicetechniker senden. Gibt es also beispielsweise eine Störung, kann die Fehlermeldung als SMS über das GSM-Modul versand werden. Die Textnachricht landet umgehend auf dem Handy des zuständigen Monteurs und kann ihm parallel als E-Mail zugehen. Eine mögliche Anwendung ist auch die bedarfsgerechte Schlammabfuhr. Dazu wird eine Schlammpegelmesssonde zur Erfassung des zu entsorgenden Schlammes in die Vorklärung montiert. Hat der Schlammpegel die maximale Höhe erreicht, versendet die Anlagensteuerung eine entsprechende Meldung. Daraufhin kann die Schlammabfuhr organisiert werden.
2. Die Anlage kann Befehle vom Wartungsunternehmen empfangen. Ein Servicetechniker kann die Steuerung z.B. per Web-Interface so bedienen, als stünde er direkt davor. Der Wartungsmonteur hat also die Möglichkeit, die Einstellungen der Kläranlage zu verändern, das Betriebstagebuch auszulesen oder Fehler zu analysieren, ohne den Kunden persönlich aufsuchen zu müssen.
Eine Firma die sich auf Fernwirktechnik bei Kleinkläranlagen spezialisiert hat ist U.T.S. aus Lotte. Das mittelständische Unternehmen hat Ihre Technik auf der diesjährigen IFAT in München vorgestellt. Bei den großen Herstellern von Kleinkläranlagen setzt man ebenfalls zukunftsweisend auf diese Technik: Huber DeWaTec nutzt die GSM-Technologie um beispielsweise Nachrichten über Füllstände automatisch per SMS an Mobiltelefone oder E-Mail-Adressen zu übermitteln. Die Bergmann-Gruppe hat kürzlich die Fernsteuerung WSB® easy vorgestellt. Sie basiert auch auf einem GSM-Modul, das jeweils in der Steuerung und auf den PCs des Wartungsunternehmens installiert ist. Demnächst wird die Software der neuen Steuerung sogar um eine Flottenmanagement-Funktion erweitert. Sie ermöglicht dem Wartungsunternehmen innerhalb kürzester Zeit den Betriebszustand hunderter Kleinkläranlagen zu ermitteln und die Daten dann nach Dringlichkeit sortieren zu lassen, um die optimale Fahrtroute für die einzelnen Monteure zu bestimmen. Ähnliche Möglichkeiten bietet auch die AQUAmax Fernüberwachung von ATB. Diese gibt es als Zusatzmodul für die Schaltzentrale proControl. Die Vorteile
Auf Dauer gesehen kann die Fernüberwachung Kosten bei der laufenden Betreuung der Abwasseraufbereitungslösung sparen. Es entfallen nicht nur An- und Abfahrtskosten zur Einstellung der Reinigungsleistung in der Anlage, die sich gerade bei abgelegenen Gemeinden und Grundstücken erheblich summieren können, sondern die Wartung wird auch insgesamt effizienter und reaktionsfreudiger. Vor allem in dünn besiedelten Regionen könnte die Fernüberwachung stark an Bedeutung gewinnen, da eine regelmäßige Begutachtung der Kläranlage in diesen Gebieten aufwändig und kostenintensiv ist.
FazitBevor unsere technikbegeisterten Leser jetzt aufspringen und ihre Kläranlage aufrüsten wollen: Die Datenfernübertragung bei Kleinkläranlagen ist ganz neu und daher noch etwas experimentiell. Entsprechend hoch sind die Preise. Auch wenn die ersten Hersteller bereits reagieren: Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt diese Technik ein Nischenprodukt für besondere Anforderungen. Das Thema bleibt aber spannend.
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