Saisonbetrieb - Frage an die Profis
- Autor
54 Jahre 9 Monate her #2560
von
Saisonbetrieb - Frage an die Profis wurde erstellt von
Hallo Leute,
ich bin hier seit geraumer Zeit (7 Jahre) Mitarbeiter in einer unteren Wasserbehörde in Sachsen-Anhalt. Derzeit betreue ich einen Fall, bei dem mich Eure professionelle Meinung interessieren würde, weil meine fachlichen Kompetenzen leider überschritten werden.
Es geht es um den Saisonbetrieb in einem Kinderferienlager. Die Anlagengröße scheint sich auf ca. 50 EWW bei 800 m3 p.a. einzupendeln. Diese Abwassermenge wird von März bis Oktober produziert, die übrige Zeit kommt überhaupt nichts.
Ich habe den Eigentümer über die grundsätzliche Problematik mit biologischen Anlagen und Saisonbetrieb aufmerksam gemacht und er hat sich gekümmert.
Nun erschien er u.a. mit Vertretern von Bergman Clean, welche ihm die Reinigung im WSB Verfahren anbieten. Auf die Problematik des Saisonbetriebes angesprochen, wurde ich darüber informiert, dass der Biofilm auf den Schwebekörpern anders als die Schlammflocke im SBR Verfahren überhaupt kein Problem mit dem Saisonbetrieb hat. Die Anlage kann ohne Weiteres im Oktober außer Betrieb und im März wieder in Betrieb genommen werden, ohne dass eine Grenzwertüberschreitung zu erwarten wäre. Ich bin jetzt kein Fachmann und habe diese Verfahren nicht studiert aber für mich war immer klar, dass eine Verfahren, welches sich Mikroorganismen bedient in seiner Leistungsfähigkeit immer an die Aufrechterhaltung der Nahrungsgrundlage gekoppelt ist. Wenn also kein Futter kommt, wird die Biologie beeinträchtigt?! oder nicht :confused: Hab hier im Forum auch schon Hinweise darauf gefunden, dass das Biofilmverfahren effizienter für die Unterlast ist aber ein Nährstoffausfahl über ein halbes Jahr hat ja nichts mit einer temporären Unterlast zu tun.
Daher meine Frage an die Profis: Ist die Aussage der Bergmann Clean Vertreter korrekt? Könnten die WSB Anlagen tatsächlich so lange Aussetzer ohne großes Reinigungsdefizit überbrücken? Und wenn ja wieso ist das Biolfilmverfahren nicht so anfällig wie die Schlammflocke im SBR Verfahren?
ich bin hier seit geraumer Zeit (7 Jahre) Mitarbeiter in einer unteren Wasserbehörde in Sachsen-Anhalt. Derzeit betreue ich einen Fall, bei dem mich Eure professionelle Meinung interessieren würde, weil meine fachlichen Kompetenzen leider überschritten werden.
Es geht es um den Saisonbetrieb in einem Kinderferienlager. Die Anlagengröße scheint sich auf ca. 50 EWW bei 800 m3 p.a. einzupendeln. Diese Abwassermenge wird von März bis Oktober produziert, die übrige Zeit kommt überhaupt nichts.
Ich habe den Eigentümer über die grundsätzliche Problematik mit biologischen Anlagen und Saisonbetrieb aufmerksam gemacht und er hat sich gekümmert.
Nun erschien er u.a. mit Vertretern von Bergman Clean, welche ihm die Reinigung im WSB Verfahren anbieten. Auf die Problematik des Saisonbetriebes angesprochen, wurde ich darüber informiert, dass der Biofilm auf den Schwebekörpern anders als die Schlammflocke im SBR Verfahren überhaupt kein Problem mit dem Saisonbetrieb hat. Die Anlage kann ohne Weiteres im Oktober außer Betrieb und im März wieder in Betrieb genommen werden, ohne dass eine Grenzwertüberschreitung zu erwarten wäre. Ich bin jetzt kein Fachmann und habe diese Verfahren nicht studiert aber für mich war immer klar, dass eine Verfahren, welches sich Mikroorganismen bedient in seiner Leistungsfähigkeit immer an die Aufrechterhaltung der Nahrungsgrundlage gekoppelt ist. Wenn also kein Futter kommt, wird die Biologie beeinträchtigt?! oder nicht :confused: Hab hier im Forum auch schon Hinweise darauf gefunden, dass das Biofilmverfahren effizienter für die Unterlast ist aber ein Nährstoffausfahl über ein halbes Jahr hat ja nichts mit einer temporären Unterlast zu tun.
Daher meine Frage an die Profis: Ist die Aussage der Bergmann Clean Vertreter korrekt? Könnten die WSB Anlagen tatsächlich so lange Aussetzer ohne großes Reinigungsdefizit überbrücken? Und wenn ja wieso ist das Biolfilmverfahren nicht so anfällig wie die Schlammflocke im SBR Verfahren?
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- watermaster
54 Jahre 9 Monate her #2561
von watermaster
watermaster antwortete auf Saisonbetrieb - Frage an die Profis
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- Autor
54 Jahre 9 Monate her #2562
von
antwortete auf Saisonbetrieb - Frage an die Profis
Ich würde eine Festbettanlage mit statischem getauchtem Festbett oder noch besser eine Pflanzenkläranlage empfehlen. Die Systeme haben den Vorteil dass sie auch bei geringen oder gar keinem Zulauf die Belebung nicht umwälzen müssen. Ich meine damit, bei einer SBR-Anlage zum Beispiel müssen die Schlammflocken in Bewegung bleiben ansonsten sinken sie zu Boden und fangen an in eine Faulung um zuschlagen. Diese Umwälzung ist aber nur über die Wirbeljets zu erreichen dabei wird Luft eingetragen, dass kann dann wiederum dazu führen dass die Bakterien sich selber aufzehren, weil zuviel Sauerstoff zu Verfügung steht und zuwenig Nahrung vorhanden ist.
Ich würde eine Pflanzenkläranlage mit ausreichen großen Pufferbecken empfehlen aber nur wenn der Platz dafür da ist.
Achso, vorausgesetzt es besteht wirklich keine Möglichkeit am Kanal anzuschließen!!!!!!!
Das wehre natürlich das Beste !
Ich würde eine Pflanzenkläranlage mit ausreichen großen Pufferbecken empfehlen aber nur wenn der Platz dafür da ist.
Achso, vorausgesetzt es besteht wirklich keine Möglichkeit am Kanal anzuschließen!!!!!!!
Das wehre natürlich das Beste !
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- Autor
54 Jahre 9 Monate her #2578
von
antwortete auf Saisonbetrieb - Frage an die Profis
danke schonmal für die Antworten. Kann hier irgendjemand von praktischen ähnlich gelagerten Erfahrungen berichten?
@ watermaster: das solche Anlagen generell problematisch sind, ist mir schon bekannt, zumal ich solche auch schon in Betreuung habe. Der Unterschied zu der jetzigen ist halt, dass hier in der "Nebensaison" überhaupt kein Abwasser anfällt. Auf den Campingplätzen etc. hab ich wenigstens ein Minimum, mit dem die Biologie teilweise am leben erhalten werden kann.
Zu 1. Die Abwasserverordnung gibt eindeutig vor, wann es sich um eine KKA und und eine kleine KA handelt. Der wesentliche Unterschied besteht ja darin, dass bei kleinen KA die DIN nicht greift und automatisch eine behördliche Überwachung stattfinden muss. Ich gedenke die Sache so zu händeln, dass ich die Anlage schon als KKA einstufe, welche aber trotzdem die ersten Jahre behördlich überwacht wird. Dann wird sich zeigen, ob das Verfahren funktioniert.
Ich weiß nicht ob es sinnvoll wäre, die Anforderungen aus DIN und bauaufs. Zulassung noch zu verschärfen, da sie ohnehin recht umfassend sind.
Bei uns in Sachsen-Anhalt nennt sich die Rechtsnorm übrigens Eigenüberwachungsverordnung und hier findet sich die konkrete Aussage, dass Anlagen unter 8 m3 nicht darunter fallen. Ich finde es fragwürdig einer Anlage entgegen dieser Festlegung entsprechende Vorgaben aufzudrücken. Wenn ich Anlagenbetreiber wäre, würde ich mir dies nicht ohne Weiteres gefallen lassen, zumindest wenn die Ergebnisse aufzeigen, dass hierfür keine Notwendigkeit besteht. Darüber hinaus muss ja auch die Verhältnismäßigkeit mit einbezogen werden und wenn man dann Unternehmer hat, welche ohnehin an der Existenzgrenze rumdümpeln...
2. Mit dem Belebtschlamm ist eine Variante die auch schon zur Sprache kam. Da gibts aber wohl auch einfachere Lösungen über 1 Tropfen von irgendeiner Glycerin - Nährstofflösung die 4000 (oder mehr) mg/l CSB enthält. Ist wohl ein Abfallprodukt aus der Biodieselherstellunng und entsprechend günstig. Das allgemeine Problem, welches ich hier sehe, ist jedoch dass die Anlage trotzdem eine bestimmte Zeit benötigt, um die Biologie wieder hochzufahren. Und in diesem Zeitraum wird die Umwelt jedes Jahr wieder unnötig belastet. Klar der Zeitraum für das Hochfahren wird verkürzt aber ich denke mal 2-3 Wochen dauert es trotzdem.
3. PKA war meine erste Empfehlung an den Betroffenen. Problem hierbei ist zum Einen die Größe und zum Anderen die Erdmassen, die dafür bewegt bzw. herangeschafft werden müssten und die damit verbundenen Gesamtkosten.
4. Deswegen hab ich ja auch so meine Zweifel
@micwlo:
wenn ein Kanalanschluss in Aussicht wäre, hätte ich ein Problem weniger
@ watermaster: das solche Anlagen generell problematisch sind, ist mir schon bekannt, zumal ich solche auch schon in Betreuung habe. Der Unterschied zu der jetzigen ist halt, dass hier in der "Nebensaison" überhaupt kein Abwasser anfällt. Auf den Campingplätzen etc. hab ich wenigstens ein Minimum, mit dem die Biologie teilweise am leben erhalten werden kann.
Zu 1. Die Abwasserverordnung gibt eindeutig vor, wann es sich um eine KKA und und eine kleine KA handelt. Der wesentliche Unterschied besteht ja darin, dass bei kleinen KA die DIN nicht greift und automatisch eine behördliche Überwachung stattfinden muss. Ich gedenke die Sache so zu händeln, dass ich die Anlage schon als KKA einstufe, welche aber trotzdem die ersten Jahre behördlich überwacht wird. Dann wird sich zeigen, ob das Verfahren funktioniert.
Ich weiß nicht ob es sinnvoll wäre, die Anforderungen aus DIN und bauaufs. Zulassung noch zu verschärfen, da sie ohnehin recht umfassend sind.
Bei uns in Sachsen-Anhalt nennt sich die Rechtsnorm übrigens Eigenüberwachungsverordnung und hier findet sich die konkrete Aussage, dass Anlagen unter 8 m3 nicht darunter fallen. Ich finde es fragwürdig einer Anlage entgegen dieser Festlegung entsprechende Vorgaben aufzudrücken. Wenn ich Anlagenbetreiber wäre, würde ich mir dies nicht ohne Weiteres gefallen lassen, zumindest wenn die Ergebnisse aufzeigen, dass hierfür keine Notwendigkeit besteht. Darüber hinaus muss ja auch die Verhältnismäßigkeit mit einbezogen werden und wenn man dann Unternehmer hat, welche ohnehin an der Existenzgrenze rumdümpeln...
2. Mit dem Belebtschlamm ist eine Variante die auch schon zur Sprache kam. Da gibts aber wohl auch einfachere Lösungen über 1 Tropfen von irgendeiner Glycerin - Nährstofflösung die 4000 (oder mehr) mg/l CSB enthält. Ist wohl ein Abfallprodukt aus der Biodieselherstellunng und entsprechend günstig. Das allgemeine Problem, welches ich hier sehe, ist jedoch dass die Anlage trotzdem eine bestimmte Zeit benötigt, um die Biologie wieder hochzufahren. Und in diesem Zeitraum wird die Umwelt jedes Jahr wieder unnötig belastet. Klar der Zeitraum für das Hochfahren wird verkürzt aber ich denke mal 2-3 Wochen dauert es trotzdem.
3. PKA war meine erste Empfehlung an den Betroffenen. Problem hierbei ist zum Einen die Größe und zum Anderen die Erdmassen, die dafür bewegt bzw. herangeschafft werden müssten und die damit verbundenen Gesamtkosten.
4. Deswegen hab ich ja auch so meine Zweifel
@micwlo:
wenn ein Kanalanschluss in Aussicht wäre, hätte ich ein Problem weniger
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- Autor
54 Jahre 9 Monate her #2582
von
antwortete auf Saisonbetrieb - Frage an die Profis
Hallo UWB
... den Beitrag "Vor Ort Vergleich von..."
Darin ist ein Link auf eine Arbeit zu Betriebsbedingungen von Kleinkläranlagen. Vielleicht hilft es Dir weiter.
MfG Klarofix;)
... den Beitrag "Vor Ort Vergleich von..."
Darin ist ein Link auf eine Arbeit zu Betriebsbedingungen von Kleinkläranlagen. Vielleicht hilft es Dir weiter.
MfG Klarofix;)
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.
- watermaster
54 Jahre 9 Monate her #2583
von watermaster
watermaster antwortete auf Saisonbetrieb - Frage an die Profis
Hallo, UWB,
du hast natürlich die konkreteren Informationenen hinsichtlich der Anlagenbemessung als ich. Vielleicht hilft es ja, auch noch den bisherigen Frischwasserverbrauch in die Beurteilung einfliessen zu lassen, um eine Einstuifung vorzunehmen. Wenn Du bereits alle Möglichkeiten durchgespielt hast, kannst Du doch eine Erlaubnis erteilen und die Nebenbestimmungen festlegen, die Du für erforderlich hälst , z. B. bei jeder Neuinbetriebnahme anzuimpfen, Protokolle vorzulegen etc. Es bleibt doch in jedem Fall eine Einzelfallentscheidung.
Bei derartigen Anlagen schaue ich sowieso häufiger nach dem Rechten. Versagungsgründe sind m. E. hier jedoch nicht erkennbar. Ob die Anlage unter diesen Umständen dauerhaft funktioniert, wird wohl erst der Betrieb zeigen (mit allen damit verbundenen Risiken für den Betreiber- aber das ist doch eigentlich immer so !!).
Ach, ja, wenn eine Membran-Technik im Spiel ist, könnte man alternativ auch eine SBR-Anlage mit UV-Hyginisierung mit abchecken-ist vielleicht auch was !!
Liebe Grüße und munter bleiben
Watermaster
du hast natürlich die konkreteren Informationenen hinsichtlich der Anlagenbemessung als ich. Vielleicht hilft es ja, auch noch den bisherigen Frischwasserverbrauch in die Beurteilung einfliessen zu lassen, um eine Einstuifung vorzunehmen. Wenn Du bereits alle Möglichkeiten durchgespielt hast, kannst Du doch eine Erlaubnis erteilen und die Nebenbestimmungen festlegen, die Du für erforderlich hälst , z. B. bei jeder Neuinbetriebnahme anzuimpfen, Protokolle vorzulegen etc. Es bleibt doch in jedem Fall eine Einzelfallentscheidung.
Bei derartigen Anlagen schaue ich sowieso häufiger nach dem Rechten. Versagungsgründe sind m. E. hier jedoch nicht erkennbar. Ob die Anlage unter diesen Umständen dauerhaft funktioniert, wird wohl erst der Betrieb zeigen (mit allen damit verbundenen Risiken für den Betreiber- aber das ist doch eigentlich immer so !!).
Ach, ja, wenn eine Membran-Technik im Spiel ist, könnte man alternativ auch eine SBR-Anlage mit UV-Hyginisierung mit abchecken-ist vielleicht auch was !!
Liebe Grüße und munter bleiben
Watermaster
Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.