Verschlammung von Festbettanlagen

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55 Jahre 6 Monate her #2921 von watermaster
Verschlammung von Festbettanlagen wurde erstellt von watermaster
Hallo, zusammen,



zu dem unten stehenden Thema/Problem hätte ich gern mal ein paar Meinungen gehört:

Praxisbericht „Verschlammung des Festbetts“


Betroffene Kleinkläranlage:

Festbettanlage nach Zulassung Z-55.6-XX

Anteil der betroffenen Anlagen: ca. 20 bis 30 %

Beobachtung:

Der Bewuchs auf dem Festbettmaterial wird sehr stark. Er bekommt zum Teil ein schafspelzartiges Aussehen.

Die Zwischenräume im Festbett werden sehr klein. Die durch die Rohrbelüfter unterhalb des Festbetts eingetragenen feinen Luftblasen koalieren auf dem Weg an die Oberfläche und sind dort als grobe Blasen (gestörtes Blasenbild) erkennbar. Der Sauerstoffgehalt ist nicht ausreichend. Bei einem Teil der Anlagen kommt es zu übermäßiger Korrosion am Betonbehälter.

Im Rahmen der Wartung wird das Festbett zumeist mit Wasserstrahl und mit einer Bürste bearbeitet, damit der Bewuchs nicht zu stark wird. Damit lässt sich das Problem aber nicht beseitigen, sondern nur herauszögern.

Bei starker Überbelüftung mit größeren Verdichtern tritt der Effekt nicht bzw. seltener auf. Versuchsweise wurde bei drei Anlagen das vorhandene Festbett ausgetauscht gegen ein Festbett mit niedrigerer spezifischer Oberfläche. Danach trat der Effekt nicht mehr auf.

Die Ursache scheint in der zu geringen Bemessung der Festbettaufwuchsfläche (m²) im Verhältnis zum Volumen der Belebungskammer (m³) zu suchen zu sein.
Die Anlage selbst ist vom DiBT Berlin geprüft und zugelassen worden, obwohl die Probleme (eigentlich) aufgefallen sein müssten.
Betriebsintern sind die Betreiber derartiger Anlagen auf die Probleme aufmerksam zu machen und ggf. die Anforderungen an den Betrieb und die Wartung neu zu formulieren. Da es schwierig ist, Fälle auf die Frage hin zu analysieren, wann die Phänomene jeweils auftreten, sind die Wartungsanforderungen für diesen Anlagentyp nach Ansicht des Unterzeichners neu zu fassen.
U. u. müsste ein größerer und leistungsstärkerer Verdichter eingebaut werden, damit die Verzopfung durch die Verwirbelungsprozesse mechanisch klein gehalten wird.
Problem dabei:
    * Die Anlage wird dann nicht mehr im Rahmen der Zulassung betrieben.
    * Mehr Verdichterleistung führt zu höheren Stromkosten.
Ziffer 1. gilt dabei auch für den Austausch mit eine Festbettkörper mit niedrigerer spezifischer Oberfläche, wobei dann wieder die Gefahr ständig ausufernder Grenzwerte besteht.

Wie stehen die Fachleute im Forum dazu ?

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55 Jahre 6 Monate her #2922 von
Festbeet ......
zuwachsen des Festbeets ist schon immer ein Problem bei dier Art von Anlagen.
Meiner meinung nach kann man ohne die Zulassung zu stören einen größeren Belüfter einbauen, da die Zulassung nichts über die Belüftergröße aussagt sondern das Verfahren an sich beschreibt.
Also machen .
Ausserdem sollen sie ja gegenüber der genehmigungsbehörde die Wasserwerte Einhalten. und nur die Zählen wenn es wegen soeiner Änderung mal zum Kadi geht.
Die WERTE müssen gut sein der Belüfgter ist da egal.
Wir bauen aus diesem und anderen gründen keine Festbeetanlagen ein.....
Stromverbrauch.....
Festbeet ... zuwachsen
Belüfterkerzen unter Festbeet.... aus und einbau.

usw

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55 Jahre 6 Monate her #2923 von watermaster
watermaster antwortete auf Verschlammung von Festbettanlagen
Hallo, Scheele,

danke für die Antwort. Habe noch vergessen zu erwähnen, dass die Grenzwerte nach der Abwasserverordnung bei diesen Anlagen überschritten wurden, teilweise bis über den 5 - fachen Wert (Rekord: 800 mg/l CSB)

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55 Jahre 6 Monate her #2937 von
Schönen guten Morgen,

na das erzählen Sie doch mal alles dem Herrn Dipl.-Ing. Elmar Lance
(e mit schrägem Querstrich - krieg ich hier jetzt nich' hin).

Gruß
ATT

P.S.
Ausgeschaltete Anlage haben alle einen CSB von etwa 800.

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55 Jahre 6 Monate her #2938 von watermaster
watermaster antwortete auf Verschlammung von Festbettanlagen
Hallo, ATT, und der Rest im Forum,

für die, die es nicht wissen:
Herr Dr. Lance ist einer der massgeblichen Ingenieure beim der RWTH Aachen, Prüfinstitut Abwassertechnik (PIA) und die Herren sind schon informiert, auch Dr. Dorgeloh ist unterrichtet.
Zur Kenntnis für die anderen im Forum: Das PIA macht für das Deutsche Institut für Bauprüftechnik (DIBT), Berlin den technischen Part der Prüfung von Kleinkläranlagen (im Bereich Z-55....), der letztlich zur Erteilung einer Anwenderzulassung (früher: Bauaufsichtliche Zulassung) führt.
Bin gespannt, wie es da weitergeht. :D
Ich denke, dies Thema (und weitere) wird uns auch bei den Fachgesprächen Kläranlagen am 26.05.2009 beim BEW in Essen beschäftigen. Vielleicht gibt es bis dahin auch schon Ergebnisse.

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55 Jahre 6 Monate her #2939 von
Hallo an alle!

Da ich offenbar der einzige bin, der mit Verschlammungsproblemen bei Festbettanlagen weitestgehend verschont wurde, nehme ich hier gern nochmal dazu Stellung.

Als Ver-und Entsorger habe ich viele Jahre Festbettsysteme gewartet. Hauptsächlich alte Envicon-Anlagen (Einbau ab 1992) und auch neuere Festbettsysteme des gleichen Typs (also Uponor). Wir hatten auch einige wenige Menk und Rhebau-Festbettanlagen.

Da die Definition von "verschlammtes Festbett" vielleicht unterschiedlich ist lege ich das mal für mich fest:
    * Auffälliger Bewuchs, der das Material komplett überwuchert.
    * Stark ungleiches Blasenbild weil die aufsteigende Luft nicht mehr durchkommt.
    * Hörbares Blubbern statt gleichmäßig feines Rieseln.
Solche Symptome konnte ich nur äußerst selten beobachten. Wenn doch, war das meist auf einen längeren Ausfall des Verdichters zurückzuführen.

Wie bereits besprochen vermute ich, dass die Gefahr der Verschlammung stark mit der spezifischen Oberfläche des Festbettmaterials zu tun hat. Wir haben damals nur 100 m²/m³- Festbettmaterial eingebaut. Einige Hersteller haben 150 m²/m³- Material, um "Volumen zu sparen". Bei solch "feinmaschigem" Material ist der Hang zur Verstopfung natürlich höher.

Der zweite Faktor der meines Erachtens eine Rolle spielt - und den auch schon Kollege watermaster anführte - ist die Wahl des Verdichters. Das konnte ich bei einigen sehr alten Envicon-Anlagen beobachten, die noch mit einem Ritschle TLD 3 Verdichter arbeiteten. Das Teil hatte einfach einen viel zu kleinen Volumenstrom, wodurch diese Anlagen eher zuwuchsen.
Bei angemessenen Verdichtern sind die Scherkräfte am Biofilm höher, so dass überschüssiges Material abgetragen werden kann.

Es ist auf jeden Fall interessant zu hören, welche Erfahrungen andere Monteure hier gemacht haben. Also: Meldet Euch! :)

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