Kunststoffkorrosion – ein ernstes Problem..

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54 Jahre 3 Monate her #3444 von
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54 Jahre 3 Monate her #3448 von
Kunststoffkorrosion... sind das Ihre praktischen Erfahrungen, oder theoretischen Erkenntnisse. Wir bauen PE-Behälter nun seit mehr als 10 Jahren ein. Korrosion konnten wir bisher nicht feststellen. Betonbehälter können nach 5 Jahren schon richtig entsetzlich aussehen. Ich gebe Ihnen recht, dass dies ein Problem der nicht ordnungsgemäßen Belüftung sein kann. Beton ist auch ein Werkstoff, mit dem man viele Jahre im Abwasserbereich leben kann. Aber der fäkalienresistentere Baustoff ist doch wohl PE. Wenn nicht, bitte ich um chemische Aufklärung.

MfG


Betula

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  • Sascha Matthes
54 Jahre 3 Monate her #3451 von Sascha Matthes
Sascha Matthes antwortete auf Kunststoffkorrosion – ein ernstes Problem..
Guten Tag in die Runde!

das ist ja mal ne interessante Diskussion.
Leider fehlt mir hier die chemische Ausbildung um mit reden zu können.
Ich kann nur, genau wie Betula aus der Praxis reden!
Ich habe viele Betonkleinkleinkläranlagen in die Wartung bekommen die von einem Betonwerk in Bayern stammen. Die ersten Korrosionsprobleme traten hier nach 2 Jahren auf trotz ausreichender Be- und Entlüftung! Jetzt zerbröckelt nach 5 Jahren sogar der Rahmen der Abdeckung.
Auch Betonbehälter aus einem Werk auf NRW (seit 2 Jahren Insolvent) zeigten nach knapp einem Jahr das gleiche Problem.
Die Kunden stehen dann bei der Wartung mit langen Gesichtern vor einem wenn man das Problem anspricht.
Einen PE-Behälter habe ich bisher aber noch nicht gesehen der seine Farbe, Form oder was auch immer geändert hat. Die Ältesten die wir in der Wartung haben sind nun auch fast 10 Jahre.
Meine 8 Jahre guten alten Gartenstühle die Sommer wie Winter draußen stehen und der UV-Strahlung ausgesetzt sind haben sich zwar verfärbt und auch in der Oberfläche verändert jedoch immer noch ihre Form.
p.s.
Warum werden die Abwasserleitungen zur Grundstücksentwässerung seit 20 Jahren nur noch aus Kunststoff verbaut?
Mir ist auch hier aufgefallen das ein 20 Jahre altes KG-Rohr immer noch genau die Form und Farbe hat wie als es verbaut wurde. Lediglich der Beton im Zu- und Ablaufbereich zerbröckelt!

„Korrosion am Kunststoff in der Abwassertechnik halt ich für ein schlechte Aussage der Betonlobby“


Frohe Ostern

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54 Jahre 3 Monate her #3462 von
Hallo Betula und KKA Maximum,

ich bin gelernter Chemiker und kann dazu nur sagen, dass jeder Werkstoff einem Verschleiß unterliegt.

Die Frage ist, wie lange ist er nutzbar. Das hängt im Fall von Abwasser auch von der Pflege der Anlage oder des Kanals und der Aggressivität des eingeleiteten Abwassers ab. Die alten Klinkerziegelkanäle mit Mischwassereinleitung in den Städten sind zum Teil weit über 100 Jahre alt, werden aber instand gehalten und funktionieren deshalb mehr oder weniger immer noch. In Kläranlagen wird hingegen zunehmend hochkonzentriertes Abwasser im Trennsystem eingeleitet. Wartung wir d eher als Kostenfaktor gesehen und möglichst ignoriert. Die sinkenden Wasserverbräuche tun ihr Übriges. Darunter leiten alle Behälter.

Die vom „Werkstoffler“ vertretene Meinung:

„Kunststoffe können aufquellen, verspröden, sich verfärben, Eindiffusionen erleiden, Blasen bilden, Depolymerisieren, sich auflösen und eine Art Spannungsrißkorrosion erleiden. Sogar das fast universell beständige PTFE (Teflon) ist davon betroffen.“

ist deshalb nicht völlig falsch. Es gibt aber unterschiedliche Kunststoffe mit spezifischen Eigenschaften und unterschiedliche Fertigungsarten, die natürlich unterschiedliche Eigenschaften bewirken.

Das gilt aber auch für Beton. Landläufig wird bei Beton von Zementbeton ausgegangen. Es gibt aber auch Betone mit Kunststoff oder Asphalt als Bindestoff. Aber auch bei Zementbeton gibt es völlig unterschiedliche Qualitäten und Zusammensetzungen. Das hängt von der Qualität und der Menge der Zuschlagstoffe und den daraus erwachsenden Eigenschaften ab. Kein Mensch käme aber auf die Idee „Porenbeton“ für den Bau von Kläranlagen zu verwenden. Der wurde für ganz andere Zwecke entwickelt.
Insofern ist für mich die Verallgemeinerung der negativen Eigenschaften im Zitat auf „Kunststoffe“ eine wissenschaftliche Zumutung. Ich kann „Beton“ auch nicht gleichzeitig die Eigenschaften von Stahlbeton B 25 und Porenbeton zuordnen.

Natürlich können Kunststoffe aufquellen, wenn ich Polyurethane (Bauschaum) einsetze, natürlich können sie verspröden, wenn ich Hitze und Sonne einwirken lasse, natürlich entfärben sich Pigmente bei Sonneneinstrahlung. Eindiffusionen gibt es bei jeden Werkstoff in entsprechender Umgebung. Mit Hitze kann man auch „Blasen bilden oder depolymerisieren“ (sich auflösen). „Spannungsrisskorrosion“ entsteht, wenn die Behälter nicht gegossen, sondern gepresst werden (siehe Regentonnen aus dem Baumarkt).
Deshalb ist meiner Meinung nach die Materialqualität der Anlage und der Einsatzzweck bzw. – bedingungen das Bewertungskriterium für die Eignung und nicht die Wahl Beton oder Kunststoff und welche Kunststoffart.

Bezüglich der Eignung von Kunststoffmaterialien gibt es nach meinem Kenntnisstand tatsächlich noch relativ wenig Langzeiterfahrung. Das kann aber auch am geringen Verschleiß liegen, der dann nur langfristig nachweisbar ist. Zu GFK (glasfaserverstärktes Polyesterharz) kann ich nur sagen, dass in GFK-Behältern seit 40 Jahren im Osten Deutschlands Gülle als eines der aggressivsten Abwässer ohne relevante Verschleißerscheinungen an den Behältern transportiert wird. Als Erdbehälter sind sie nahezu unverwüstlich. Sollten durch mechanischen Einwirkungen Beschädigungen entstehen, sind sie ähnlich wie bei Gebäuderissen (Gewebe, Putz) schnell und dauerhaft zu reparieren, soweit die Ursache der Beschädigung beseitigt wurde. Farbänderungen sind funktionsbezogen nicht relevant.

Durch die Glasfaserverstärkung wird auch eine gewisse Formstabilität erreicht. Trotzdem würde ich einen solchen Behälter nie in befahrenen Bereichen einsetzen. Dort ist Beton besser.

PE (Polyethylen) wird zunehmend bei der Wasserinstallation und neuerdings auch als Behälter in der Abwasserbeseitigung eingesetzt. Das Problem war immer die Formstabilität besonders bei Wärmeeinwirkung, aber auch Druck. Meiner Meinung nach ist das Material als solches geeignet, wenn die Schwächen ausgemerzt werden. Dazu kenne ich aber noch keine Studien und wäre dankbar, wenn diesbezügliche Hinweise kämen.

Ich halte die Diskussion zum Einsatz Beton oder Kunststoff aber für eine Scheindiskussion mit teilweise sehr zweifelhaften Argumenten und Behauptungen. Fakt ist, dass tonnenschwere Betonanlagen nur durch Baubetriebe versetzt werden können. Für kleine Kunststoffanlagen reicht hingegen ein geliehener Kleinbagger oder Hebel und Muskelkraft der Nachbarn. Ich kenne auch keine 3-Kammer-Gruben aus Kunststoff, die man mit billigen Nachrüstsätzen, insbesondere als SBR aufrüsten könnte.

Ich kann mich deshalb nicht des Eindrucks erwehren, dass diese Diskussion überwiegend von wirtschaftlichen Interessen bestimmter Anbieter getrieben wird.

Das ist legitim, hilft aber dem Laien im konkreten Problemfall wenig.

Ich bin gespannt auf die Reaktion. Einen schönen Tag noch.

Peter Fischer

Kontakt:
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PS.: Wer sich über den Verschleiß von Betonbehältern informieren will, sollte u.a. dem Pfad unter www.thüringen.de und Wasser folgen.

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