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Diese Tipps helfen bei der Planung Ihrer Regenwassernutzung 2024.

Inhaltsverzeichnis:
Quiz zu dieser Seite

Sie fragen sich, wie Regenwasser genutzt werden kann? Ist das Wasser für die Wäsche ausreichend? Wie berechnet man die Größe? Wenn Sie diese Fragen klären möchten, um Ihre eigene Regenwasserzisterne zu nutzen, dann sind Sie hier richtig.

Auf der Seite erhalten Sie diese (und mehr) Antworten und Tipps!

1. Wo kann ich Regenwasser im Haushalt nutzen?

Das folgende Video gibt einen kurzen Überblick, wo eine Nutzung von Regenwasser sinnvoll ist:

Bild maxresdefault

1.1. Wie viel Wasser verbraucht man eigentlich im Durchschnitt?

Wichtig - die Antwort richtet sich nach dem “Durchschnitt”. Bei einigen liegt der Wert also deutlich darüber, bei anderen darunter. Aber wenn Sie zu dem durchschnittlichen Wassernutzer gehören passt Folgendes:

Durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Kopf

  • durchschnittlicher Pro-Kopf-Wasserverbrauch ca. 100 - 125 l pro Tag
    (Quelle: Umwelt-Bundesamt).
  • ca. 34-40 l für die Toillette
  • ca. 15-20 l zum Wäsche waschen und putzen
  • je nachdem kommt noch Wasser für den Garten dazu

1.2. Wie viel Wasser kann ich einsparen?

Das Wasser für WC-Spülung, Wäsche, Putzen und Reinigen & Garten kann man mit Regenwasser ersetzen.

Damit spart man dann ca. 50% des Wassers! (Möchten Sie wissen wie teuer die Anlage ist. Hier erhalten Sie Infos zu den Kosten einer Regenwassernutzung.)

1.3. Welche Eigenschaften hat Regenwasser?

Allem voran kann man sagen, dass ihr gesammeltes Regenwasser hohe Qualität hat, wenn die Anlage korrekt gebaut ist. Das Wasser ist dann:

  • klar und durch Filterung frei von Schwebstoffen
  • farblos
  • geruchsneutral
  • pH-Wert von 6-8 (ca. pH 6 - 8)
  • Kein Nachweis von Erregern / Infektionskrankheiten

Wenn die Anlage also korrekt geplant ist (so dass das Wasser dunkel und meist unterirdisch also kühler gelagert ist) ist die Qualität für genannte Anwendungen perfekt!  

1.4. Von welchen Flächen kann ich Regenwasser sammeln?

Eigentlich sind alle Standard-Dachmaterialien für das Sammeln von Regenwasser geeignet.

Ausnahmen wären:

  • Extrem dreckige Dächer (z.B. von einem Taubenschlag, oder regelmäßiger starker Staubentwicklung in direkter Nähe)
  • Asbestzementdächer
  • Dächer mit frischer Bitumenbeschichtung / dauerhaft elastischer Bitumenpappe
  • Metalldächer außer Edelstahl
  • Dächer mit großen Metallanteilen (das Metall wäre schlecht für die Gartenbewässerung)

Teils geeignet sind Gründächer. Das liegt immer an dem Substrat. Außerdem  kommt es zu Wasserverfärbungen.

1.5. Kann man mit der Regenwassernutzungsanlage die Abwassergebühren senken?

Ja!

Die Idee, die Sie ja verfolgen ist, Regenwasser nicht in den Kanal abzuleiten, sondern zu speichern und selber zu verwenden.  Wo das nicht klappt, muss das Wasser weiterhin in den Abwasserkanal. Je Quadratmeter Fläche, den man in den Kanal leitet werden Gebühren fällig. Wer viel einleitet, zahlt auch viel.

Wer nichts (oder fast nichts) einleitet, zahlt nichts!

Mit der eigenen Regenwassernutzung sparen Sie also doppelt.

  1. einen Teil ihrer Trinkwasserkosten und
  2. die gesamte Niederschlagswassergebühr. Die jährliche Niederschlagswassergebühr beträgt seit dem 1. Januar 2018 (Start der neuen Abwassersatzung) 0,76 € pro Quadratmeter gebührenrelevante Fläche. Auf dieser Seite finden Sie übrigens einen Rechner, um diese Gebühr für Ihre genutzten Flächen zu berechnen.

Regenwasser vom Dach

1.6. Eignet sich das Regenwasser zum Wäsche waschen?

Ja!

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Regenwasser hat Eigenschaften, die ideal für die Waschmaschine sind:

  • Wasserhärte unter 2 dH (sehr weich, gut zum Wäsche waschen)
  • Kalkfreiheit - schont Rohre, Armaturen und Geräte
  • Waschmittel kann geringer dosiert werden
  • Weichspüler sind nicht nötig

Wichtig ist nur eine gute Filterung (mit beruhigtem Zulauf und schwimmender Entnahme). Aber das ist eigentlich sowieso der Standard.

Sparen kann man durch das Waschen mit Regenwasser ca. 10 % des vorher genutzten Trinkwasserbedarfs im Haushalt. Rechtlich ist das Waschen mit Regenwasser seit 2003 in der Trinkwasserverordnung geregelt - also ist auch von Rechtswegen alles ok.

Den Strombedarf beim Waschen kann man auch noch um ca. 50 % verringern. Dafür benötigen Sie eine Waschmaschine mit zusätzlichem Warmwasseranschluss. Über diesen kann dann, bestenfalls von einer Solarthermie-Anlage (oder von der Zentralheizung) warmes Wasser eingeleitet werden. Da diese das Wasser günstiger erhitzen als die Waschmaschine spart man dadurch Strom!

2. Braucht die Regenwasserzisterne eine Trinkwassernachspeisung?

Wird das Wasser aus der Zisterne nur für den Garten genutzt, dann ist eine Trinkwassernachspeisung unnötig. Da tut es auch eine Trinkwasserleitung & Wasserhahn im Garten. Wenn die Zisterne in einer längeren Trockenzeit leer läuft, dann entnimmt man einfach wie früher Trinkwasser für die Gartenbewässerung.

Anders sieht es aus, wenn Sie das Regenwasser im Haus für die Toilettenspülung und Waschmaschine nutzen. Ein leerer Regenwassertank würde ohne Trinkwassernachseisung bedeuten, dass man keine Klospülung mehr hat. Das wäre übel! 

Also ist in diesem Fall eine Nachspeisung von Trinkwasser in den Regenwassertank ein Muss. Kommt es zu extremen Trockenzeiten ohne Regen, wird die Zisterne also mit Trinkwasser nachgefüllt.

Es gibt zwei technische Lösungen:

  1. Die Nachspeisung in die Zisterne
  2. Die Nachspeisung in die Pumpenleitung

2.1. Trinkwassernachspeisung in die Zisterne

  • preisgünstigere Methode
  • ein Schwimmerschalter in der Zisterne aktiviert bei niedrigem Wasserstand ein Magnetventil, die Trinkwasserleitung öffnet sich und Wasser läuft in die Zisterne
  • empfohlen: Begrenzung des Nachspeisevolumens auf ca. einen Tagesbedarf

2.2. Trinkwassernachspeisung in den Pumpenschacht

  • häufigste aber teuerste Methode
  • Messung des Spiegels in der Zisterne wie bei voriger Variante - aber…
  • die Anlage hat einen separaten Pumenschacht, aus dem die Pumpe das Wasser zur Versorgung der Geräte saugt.
  • Trinkwasser wird dann in diesen Pufferspeicher geleitet.
  • Vorteil: verbraucht weniger Trinkwasser - nur die jeweils benötigte Wassermenge wird nachgespeist
  • Nachteil: Da bei längerer Trockenzeit kein Wasser in die Zisterne fließt kann das Restwasser kippen (Gerüche entwickeln).

3. Was ist beim Bau der Regenwassernutzung generell wichtig?

Um beste Wasserqualität und Betriebssicherheit zu garantieren sollte man folgendes beachten:

  • nur Regenwasser von geeigneten Dachflächen nutzen (kein Anschluss von z.B. Balkon, Terrasse oder Hof wegen starker Schmutzanteile)
  • 1. Reinigungsstufe: Feinfilterung des Wassers vor dem Speicher
  • 2. und 3. Reinigungsstufe im Speicher: beruhigter Zulauf, Überlauf für die Schwimmschicht
  • Sicherung der Zisterne vor Fremdwasser, Kanalrückstau, Schmutzeintrag, Tieren und Wasseraustritt
  • Sicherung der Regenwasserzisterne vor Auftrieb
  • ein Speichervolumen, welches mehrmaliges Überlaufen im Jahr garantiert (Schmutz auf der Wasseroberfläche wird dann rausgeschwemmt)
  • kurze / gerade Leitungen
  • hochwertige, korrosionsbeständiger Materialien & Steuerung
  • das Wasser muss dunkel und unter 18°C bleiben
  • Trennung von Trink- und Brauchwasser ist ein Muss (DIN 1988 / DIN EN 1717 << PDF mit Erklärung)
  • Kennzeichnung aller Anlagenteile als "Kein Trinkwasser"

Schema Regenwassernutzung im Haus

4. Berechnung einer Regenwasserzisterne - Wie groß muss ich planen?

Vorab: Die Berechnung der Regenwasserzisterne sollte Sie in der Regel zusammen mit dem Fachmann erfolgen. Hier aber trotzdem eine Erklärung, was zu beachten ist.

Die Größe des Regenwassertanks ist abhängig von:

  1. Ihren Regenwasserertrag
  2. Ihrem Wasserbedarf

4.1. So errechnet sich der Regenertrag

Projizierte Dachfläche (¹) x Niederschlagswert (²) x Ertragsbeiwert (³) = Bruttoregenertrag x ×0,9(4) = Nettoregenertrag

(1) projizierte Dachfläche = Grundfläche des Hauses zuzüglich Dachüberstand

(2) Niederschlagswert = Niederschlagsmenge pro Jahr. Die angegebene Niederschlagshöhe [mm] entspricht Liter pro Quadratmeter [l/m²]. Sie ist aus Niederschlags- karten abzulesen oder bei der Gemeinde bzw. dem Wetteramt zu erfragen.

Die ungefähre Niederschlagsmenge Ihrer Region können Sie auch auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes sehen: https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimakartendeutschland/klimakartendeutschland.html

(3) Der Ertragsbeiwert hängt vom Dachmaterial

Dachmaterial Ertragsbeiwert

Tonziegel gebrannt und glasiert

0,9

Tonziegel, Schiefer

0,8

Betondachsteine

0,7


(4) Hydraulischer Filterwirkungsgrad

4.2. So errechnet sich der Wasserbedarf

Der Bedarf an Wasser errechnet sich nach der Verbrauchsstelle und z.B. Anzahl der Personen. Wie zum Beispiel (pro Jahr):

Art der Wassernutzung Berechnung

WC-Spülung

9.000 l × Anzahl Personen

Waschmaschine

4.400 l × Anzahl Personen

Putzen/Autowaschen

1.000 l × Anzahl Personen

Gartenbewässerung

60 l/m² x m²

Das ergibt dann eine Gesamtsumme in Litern.

4.3. So errechnet man das Regenwasser-Speichervolumen

Bemessungsfaktor (¹) in L  x Speicherkonstante (²)(0,08)  = Speichervolumen

(1) Der Bemessungsfaktor ist der kleinere Wert von Nettoregenertrag bzw. Wasserbedarf

(2) Die Speicherkonstante berücksichtigt den Speicherbedarf zur Überbrückung einer Trockenperiode, z. B. 30 von 365 Tagen (30 / 365) = 0,08 (Siehe auch http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2004/284/pdf/11_Kapitel_9_Kreiter.pdf)

Die folgende Tabellen gibt Beispiele für Anlagengrößen:

Nutzung des Regenwassers Garten m² Dachfläche in m² Personen Größe Regenwassertank in Liter

nur Garten

500

mind. 80

-

4000

nur Garten

800

mind. 100

-

6000

nur Garten

1000

mind. 120

-

8000

Garten & Haus

200

mind. 120

4

6000

Garten & Haus

200

mind. 160

6

8000-10.000

5. Wie muss das Regenwasser gefiltert werden?

Das Regenwasser sollte vor der Zisterne gefiltert werden, damit Schmutzpartikel gar nicht erst in den Tank gelangen! Das ist gut optimal für die Wasserqualität und Funktion der Regenwassernutzungsanlage.

Bei einer gut geplanten Anlage nutzt man vier Stufen der Filterung:

  1. Vorfilter
  2. beruhigter Zulauf
  3. schwimmende Entnahme
  4. Zisternenüberlauf

Wenn zu viel Schmutz ins Wasser kommt und zu wenig Sauerstoff kann es zu Hygieneprobleme kommen. Sowohl im Regenwassertank, als auch bei den Verbrauchsstellen. Schlimmstenfalls kann die Waschmaschine nicht mehr ohne Bedenken mit Regenwasser genutzt werden und bei der Toilettenspülung kann das “gekippte” Regenwasser Geruchsprobleme verursachen. Eine gute Filterung verhindert solche Szenarien!

Hier die Stufen im Detail:

5.1. 1. Der Vorfilter

Zweck:

  • Reinigt das Dachwasser von grobem Schmutz (Laub, Moos, Vogelkot)
  • dies geschieht größtenteils Wartungsfrei

Genutzte Filtermethode:

  1. im Fallrohr
  2. im Erdboden
  3. direkt in der Zisterne

5.1.1. A. Fallrohrfilter

Der Fallrohrfilter wird direkt in das Fallrohr eingebaut, das ihr Dach mit der Zisterne verbindet. Der Einbau ist einfach und auch nachträglich möglich.

Es gibt unterschiedliche Arten von Fallrohrfiltern. Viele Typen arbeiten weitestgehend selbstreinigend. Bei anderen sind wenige Handgriffe für eine schnelle Reinigung nötig. Hier ein Beispiel:

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Im Filterrohr läuft das Wasser automatisch (durch die physikalische Adhäsionskraft) an der Innenwand des Filters entlang. Mit einem zylindrischen Filter wird dann das Wasser von Feststoffen getrennt. Dieser Schmutz fällt weiter nach unten und wird in die Kanalisation geleitet. Das Regenwasser fließt seitlich in ein Verbindungsstück ab.

Ältere Fallrohrfilter hatten die Siebe manchmal horizontal eingebaut, so dass sich der Schmutz leichter festsetzte. Dann musste öfter gereinigt werden.

Beachten Sie:

  • Edelstahl, Zink oder Kunststoff ist korrosionsbeständig.
  • Achten Sie auf passenden / ausreichenden Durchmesser.
  • Falls nötig: Es gibt Fallrohrfilter mit „Wintermodus“. Im Wintermodus kann das Wasser nach unten direkt in die Kanalisation geleitet werden.
  • Der Filter sollte zur Dachfläche passen. Die Hersteller geben an, für welche Fläche der Filter geeignet ist. Ist der Filter zu klein ausgewählt kann nämlich Regenwasser verloren gehen, da der Filter nicht “nachkommt”.
  • Fällt bei Ihnen viel Laub an, kann man notfalls auch die Dachrinnen mit Siebabdeckungen vor Laubeinfall schützen.

5.1.2. B. Erdfilter

Diese Filter werden in die Erde eingebaut. Also zwischen Fallrohr und Zisterne. Oder sie werden direkt in die Zisterne integriert.

Genutzt werden:

  • Wirbelfeinfilter
  • Retentionsfilter

Hier ein Video zu den Wirbelfeinfiltern:

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Retentionsfilter werden werden genutzt:

  • wenn nur eine definierte Menge an Wasser abfließen darf (bei Retentionszisternen).
  • wenn der Überlauf der Zisterne an eine unterirdische Versickerung angeschlossen ist
  • für Dachflächen von bis zu 500m² geeignet (je nach filter)

Vorteile der Erdfilter:

  • es kann Wasser aus mehrerer Fallrohre zusammen gereinigt werden
  • sie sind unterhalb der Frostgrenze eingebaut  - also wintertauglich
  • aufgrund der größeren Filterfläche eignen sie sich gut für größere Niederschlagsmengen

Zu beachten:

  • Bei einigen Filtern muss der Filterkorb ab und zu gereinigt werden.
  • Falls der Filter von Fahrzeugen überfahrbar sein soll, muss die Belastungsgrenze des  Modells dazu passen.
  • Edelstahl-Filtereinsätze haben gegenüber Kunststoff-Filtergeweben maßgebliche Vorteile: es lassen sich feinere Filtergewebe herstellen, lädt sich nicht wie Kunststoff statisch auf, Kunststoffgewebe werden deutlich stärker biologisch besiedelt, Langlebigkeit

5.2. 2.Stufe: Beruhigter Zulauf

In dieser Filterstufe wird das Regenwasser in den unteren Bereich der Zisterne eingeleitet. Das geschieht über ein gebogenes Rohr, dessen Querschnitt am Ende größer wird. Das durchfließende Regenwasser wird dadurch verlangsamt.

Zweck des beruhigten Zulaufs:

  • Sedimentschichten am Boden werden dann nicht aufgewirbelt.
  • Kleine Verunreinigungen, die durch den Vorfilter geschlüpft sind können sich dann “in Ruhe” am Boden der Zisterne absetzen.

5.3. 3. Stufe: Schwimmende Entnahme

Die schwimmende Entnahme besteht aus:

  • einer Kunststoffkugel, die auf dem Wasser in der Zisterne schwimmt
  • damit verbunden ist ein Schlauch, welcher immer unterhalb der Wasseroberfläche Regenwasser absaugt.
  • Dadurch wird vermieden, dass Verunreinigungen, welche auf der Wasseroberfläche schwimmen angesaugt werden - es kommt also nur klares Wasser in die Pumpe.

5.4. 4. Stufe Überlauf

Diese schwimmenden Verunreinigungen werden immer dann entfernt, wenn die Zisterne absichtlich vollläuft.

Durch den Überlauf kann diese Schwimmschicht mit Verunreinigungen dann abfließen. Die Regenwasserzisternen werden so ausgelegt, dass dies mehrmals im Jahr passiert, um die Zisterne damit zu reinigen.